Vorschlag zur Auszeichnung

der Bürgerinitiative Baumschutz (BIB)

der Gemeinde Glienicke/Nordbahn

mit dem „Barbara Zürner Umweltschutzpreis“ 2017

 

 

 

Einreicher: Dr. Dieter Lindig, Jungbornstraße 43, 16548 Glienicke / Nordbahn

Tel. 0162 9058 006

E-Mail: dieter.lindig@web.de

 

Vorgeschlagener: Bürgerinitiative Baumschutz (BIB) der Gemeinde Glienicke / Nordbahn

c/o Dr. Theodor Scharnholz, Jungbornstraße 41, 16548

Glienicke/Nordbahn

Tel. 033056 425890

E-Mail: autscha@posteo.de

 

Darstellung der auszeichnungswürdigen Arbeit der Bürgerinitiative Baumschutz (BIB) der Gemeinde Glienicke/Nordbahn

 

  1. Die Gemeinde Glienicke als grüne Oase mit Waldpark-Charakter im Süden des Landkreises OHV, direkt an der Stadtgrenze zu Berlin

 

Direkt am grünen Nordrand Berlins gelegen, verbindet Glienicke/Nordbahn die Vor­züge von Hauptstadtnähe und ruhigem Wohnen im Grünen. Unsere inzwischen über 12.000 Einwohner zählende Gemeinde wird von ihren Bürgerinnen und Bürgern nicht zuletzt auf Grund ihres ausgeprägten Erholungswertes geschätzt. Dazu trägt maßgeblich das reichhaltige Stadtgrün bei, das wesentlich durch einen viele Jahrzehnte alten Baumbestand an vielen Wohnstraßen, im übrigen öffentli­chen Raum und in den Gärten von Ein- und Mehrfamilienhäusern geprägt ist.

 

Unsere Gemeinde ist bestrebt, den prägenden alten Baumbestand zu erhalten und weiterzuentwickeln. Dazu hat sie eine strenge Baumschutzsatzung erlassen, hunderte von Bäumen an bisher baumlosen Straßen und in Lücken im vorhande­nen Baumbestand gepflanzt und Maßnahmen wie die Gewährung eines Zuschus­ses zur Förderung privater Baumpflanzungen getroffen. Schon 2009 wurden die Bemühungen der Gemeinde um den Erhalt des Charakters einer grünen Oase im allgemeinen und des prägenden alten Baumbestands im besonderen durch die Auszeichnung als Naturparkgemeinde gewürdigt.

 

Allen Bemühungen zum Trotz nimmt aber der alte Baumbestand in unserer Ge­meinde kontinuierlich ab. Ursächlich dafür sind insbesondere Fällungen von Bäu­men auf Privatgrundstücken, für die eine Baugenehmigung erteilt worden ist, sowie von Bäumen, die aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden müssen. Die bei Fällgenehmigungen nach der Baumschutzsatzung vorgesehenen Ersatzpflan­zungen können aus vielerlei Gründen den Bestandsverlust nur zu einem sehr ge­ringen Teil ausgleichen, eine Tendenz die auch in den nächsten Jahren anhalten wird. Um dennoch den grünen Ortscharakter, die grüne Identität der Gemeinde, zu erhalten, konzentrieren sich ihre Bemühungendarauf, wenigstens den vorhande­nen Baumbestand auf öffentlichen Flächen und insbesondere den alleenartigen Be­stand an Straßenbäumen zu erhalten und zu entwickeln.

 

 

  1. Die Alleen in Glienicke

 

In diesem Zusammenhang hatte die Gemeindevertretung nach längerer, kontrover­ser Diskussion Paradoxerweise in Verkennung der Naturschutzimplikationen im Oktober 2011 einstimmig beschlossen, den alten und lückenhaften Baumbestand zunächst in sechs Straßen komplett zu fällen und durch Neuanpflanzungen zu ersetzen (Beschluss der Gemeindevertretung Glienicke/Nordbahn Nr. 271-24/11 vom 26.10.2011 (künftig: GVT; Anlage 1).

 

Dieser Beschluss, als „Straßenbaumkonzept“ bezeichnet1, obwohl ihm kein ausge­arbeitetes und nachvollziehbares Konzept zugrunde lag, stieß bei zahlreichen Bürgern auf großes Unverständnis. Wie aus Leserbriefen im Glienicker Kurier er­sichtlich wurde, gab es in der Bürgerschaft erheblichen Widerstand dagegen nicht zuletzt bei den Anwohnern der betroffenen Straßen. Auch ein für die Rosa-Luxem­burg-Straße, die als erste zur Fällung/Neupflanzung vorgesehen war, in Auftrag ge­gebenes Gutachten, das den von der GVT beschlossenen Ansatz empfahl, sowie eine Anwohnerversammlung in dieser Straße und eine zum Thema veranstalteter Gesprächsabend der Glienicker Bürgerliste (GBL) im Herbst des Jahres 2012 konn­ten die an dem Sinn der geplanten Maßnahme zweifelnden Bürger nicht überzeu­gen.

 

 

Namentlich das Ehepaar Anita und Dr. Theodor Scharnholz, Glienicker Neubürger in der betroffenen Jungbornstraße seit April 2012, setzte sich aktiv gegen die ge­plante Kompletterneuerung ganzer Alleestraßen ein. Das Ehepaar war sich darüber klar, dass es als Einzelpersonen keinerlei Erfolgsaussicht hatte, den Beschluss zu revidieren. Es nutzte daher die Chance, das Anliegen unter dem Motto „Rettet unse­re Alleen!“ als Auftaktthema für die erste Informationsveranstaltung des neugegrün­deten Ortsverbands Bündnis90/Die Grünen in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Dis­kussion des Themas auf der gut besuchten Veranstaltung am 27. Mai 2013 ergab, dass das Ehepaar mit seiner Meinung keineswegs allein dastand und es bei einer Anzahl von Bürgern die Bereitschaft bestand, sich mit allen legalen Mitteln gegen die Umsetzung des „Straßenbaumkonzepts“ zur Wehr zu setzen.

 

Die Motive der Gegner des „Straßenbaumkonzepts“ waren vor allem der durch die Umsetzung des „Straßenbaumkonzept“ vorgesehene „gravierende Eingriff in den Baumbestand“, der „das Ortsbild auf Jahrzehnte hin verändern“ würde, wie es in der Begründung des o.a. GVT-Beschlusses vom 26.10.2011 ausdrücklich festge­stellt wurde. Darüber beklagten sie die weitgehend außer Acht gelassene Bewer­tung der ökologischen Auswirkungen sowie die mangelnde Bürgerbeteiligung. Nach ihrer Ansicht wäre eine konsequente Baumpflege sowie eine Lückenbepflanzung im vorhandenen Baumbestand wie in anderen Gemeinden anzustreben. Das wäre, so ihr Argument, ohne eine massiv Veränderung des Ortsbilds möglich und eine ökolo­gisch verträgliche sowie von den An-/und Einwohnern akzeptierte Lösung. Diese Ar­gumente hatte Scharnholz im Mai 2013 in einem pointierten Beitrag im Glienicker Kurier formuliert, dem kostenlos an die Glienicker Haushalte verteilten Informations­blatt der Gemeindeverwaltung (Anlage 2). Der Artikel löste eine scharfe Kontroverse zwischen dem Bürgermeister und den Fraktionsvorsitzenden der ihn unterstützen­den Parteien einerseits und dem Verfasser aus, brachte aber auch den gewünsch­ten Effekt öffentlicher Aufmerksamkeit.

 

 

  1. Die Gründung der Bürgerinitiative Baumschutz (BiB)

 

Am 17. Juni 2013 lud daraufhin das Ehepaar Scharnholz mit Unterstützung des Ortsverbands Bündnis90/Die Grünen die Bürger/-innen, die sich auf der Informati­onsveranstaltung an der Formierung einer Bürgerinitiative interessiert gezeigt hat­ten, zu einem Arbeitstreffen zu sich nach Hause ein. Die anwesenden 17 Personen beschlossen die Gründung der Bürgerinitiative Baumschutz (im weiteren wird die Abkürzung BiB verwendet). Das Ziel der BiB wurde wie folgt definiert:

 

Ziel der 'Bürgerinitiative Baumschutz' ist es:

- kurzfristig die Umsetzung des GVT-Beschlusses zum 'Straßenbaumkonzept' der Gemeinde Glienicke vom 26.10.2011 zu verhindern,

- längerfristig durch Einzelinitiativen und Aktionen den Baumschutz in Glienicke auf öffentlichen und privaten Grundstücken zu entwickeln und transparent zu machen“

(Auszug aus dem Protokoll des Arbeitstreffens der 'Baumschützer' am 17. Juni 2017, Anlage 3)

 

Es wurde ausdrücklich vereinbart, dass die „Bürgerinitiative Baumschutz“ partei­politisch unabhängig sein sollte. Eine formelle Mitgliedschaft war und ist nicht vorse­hen. Zu ihrem Sprecher wurde per Akklamation Dr. Theodor Scharnholz bestimmt.

 

Die BiB gewann rasch zahlreiche Unterstützer. Die Zahl der namentlich in einer Mailing-Liste geführten Unterstützer betrug nach kurzer Zeit etwa 50 Einzelperso­nen, von denen sich ca. 15 regelmäßig aktiv an den Veranstaltungen und Aktionen der Bürgerinitiative beteiligten. Es handelt sich dabei je etwa zur Hälfte um Alt- und Neubürger. Diese Zahlen haben sich bis heute nicht wesentlich verändert. Die akti­ven Mitglieder umfassen aktuell die folgenden Personen:

 

Petra Bajorat-Kollegger, Anselm Fitzkow, Marlene Fritsch, Günter Gallina, Beate Kempe, Lothar Kettmann, Thomas Kollegger, Joachim Kullmann, Susanne Liehr, Barbara Neeb-Bruckner, Jörn Neumann, Angelika Neumann-Duscha, Barbara Rud­nik, Anita Scharnholz, Theodor Scharnholz.

 

 

  1. Verhinderung der Umsetzung des „Straßenbaumkonzepts“ durch die BiB

 

Nach der Gründung entwickelte die BiB eine rege Aktivität, um ihr vorrangiges Ziel, die Verhinderung der Umsetzung des „Straßenbaumkonzepts“, zu erreichen.

 

Sie setzte dabei zunächst auf Information, Sensibilisierung und Mobilisierung von Gemeindevertretern und einer breiteren Glienicker Öffentlichkeit durch

 

- Beiträge von BiB-Mitgliedern im Glienicker Kurier und der Lokalpresse,

- Einrichtung einer Homepage zur Information der Mitglieder und interessierte Bürger,

- Organisation bzw. Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen wie die Durchfüh­rung eines „Tages der Alleen“ am 20.10.2013, und nicht zuletzt

- Gespräche mit Nachbarn und Bekannten.

 

Zur internen Information, Abstimmung von Aktivitäten und zur eigenen Weiterbil­dun

 

- wurden monatliche Treffen der BiB anberaumt, zu denen gelegentlich auch die in der GVT vertretenen Fraktionen eingeladen wurden und

- besuchten Mitglieder der BiB im August 2013 ein eintägiges Alleen-Seminar in Schildow

 

Nach außen wurde eine enger Kontakt zu Naturschutzverbänden, der in der Nachbargemeinde Mühlenbecker Land schon seit längerem etablierten Initiative „Baumschutz Kommunal“ und der unteren Naturschutzbehörde (uNB) des Land­kreises hergestellt.

 

Schon bald nach Gründung der BiB wurde deutlich, dass das „Straßenbaumkon­zept“ in der von der GVT verabschiedeten Form schon aus rechtlichen Gründen kaum Aussicht auf Realisierung hatte. Bei den vom Konzept betroffenen Straßen­bäumen handelte es sich um gesetzlich geschützte Alleebäume. Für die Umsetzung des Konzepts bedurfte es daher einer Ausnahmegenehmigung der uNB nach §17, Abs. 2 des Brandenburgischen Naturschutzgesetzes bzw. nach § 67 des Bundes­naturschutzgesetzes. Im Zuge der fachlichen Prüfung durch die uNB meldeten so­wohl der Naturschutzbeirat des Landkreises als auch das durch uNB eingeschaltete Landesbüro anerkannter Naturschutzverbände erhebliche Bedenken gegen das „Straßenbaumkonzept“ der Gemeinde an. Die uNB erteilte deswegen zunächst nicht die beantragte Ausnahmegenehmigung.

 

   

Im Zuge der weiteren Bearbeitung des Genehmigungsverfahrens für das „Straßenbaumkonzept“ wurden seitens der Gemeindeverwaltung zusätzliche Konzepte und Unterlagen erstellt und diese ohne Beteiligung des zuständigen Fachausschusses bei der unteren Naturschutzbehörde eingereicht. Auch die Stellungnahme des Naturschutzbeirates und eine von der Gemeindeverwaltung modifizierte Ausführungsvariante waren nicht dem Fachausschuss vorgelegt worden. Diese Aktivitäten der Gemeindeverwaltung waren teilweise erst durch die BiB aufgedeckt worden und veranlasste die Fraktion der Glienicker Bürgerliste (GBL) im September 2013 in der GVT die vorläufige Aussetzung des Beschlusses zum „Straßenbaumkonzept“ zu beantragen. In der gleichen Sitzung trug der Sprecher der BiB unter dem Tagesordnungspunkt „Bürgeranfragen“ die Ergebnisse einer von der BiB kurz zuvor bei den Anwohnern der Rosa-Luxemburg-Straße, in der der alte Baumbestand als erstes gefällt werden sollte, Anfang September 2013 durchgeführten Umfrage zum „Straßenbaumkonzept vor. Die Umfrage hatte sehr deutlich gezeigt, dass die Anwohner mit großer Mehrheit gegen die Umsetzung des „Straßenbaumkonzepts“ waren und sich nur mangelhaft informiert und beteiligt sahen (Anlage 4). Angesichts dieser Sachlage wurde der Antrag der Glienicker Bürgerliste bei zwei Enthaltungen ohne Gegenstimmen von der GVT angenommen, die Umsetzung des „Straßenbaumkonzepts“ damit vorläufig ausgesetzt. (Beschluss 381-37/13 vom 11.09.2013, Anlage 5)

 

Durch den Beschluss entspannte sich die zunächst entstandene scharfe Konfronta­tion zwischen der BiB einerseits und der Gemeindeverwaltung sowie den das „Straßenbaumkonzept“ unterstützenden Fraktionen der GVT andererseits merklich. Die Konfrontation war auch deswegen entstanden, weil die Gründung der BiB als reine Wahlkampftaktik des Ortsverbands Bündnis90/Die Grünen für die Kommunal­wahlen im Mai 2014 missverstanden worden war. Nach und nach war jedoch sowohl in der Gemeindeverwaltung als auch in der Gemeindevertretung klar worden, dass die BiB unabhängig agierte und ihre Haltung zum Baumschutz in der Gemeinde zwar kritisch aber doch konstruktiv war.

 

Der konstruktiven Haltung der BiB entsprechend schlug deren Sprecher in der 61. Sitzung des Ausschusses für Technische Infrastruktur und Gewerbe am 19.02.2014 die Bildung einer Arbeitsgruppe mit maßgeblicher Beteiligung der BiB vor, die eine kohärentes Gesamtkonzept für die Entwicklung von Straßenbäumen in Glienicke erarbeiten sollte. Der Vorschlag wurde positiv aufgenommen und führte zu dem Be­schluss der GVT zur Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Erstellung eines Straßen­baumkonzepts, gebildet aus je einem Vertreter der Fraktionen, zwei Mitgliedern der BiB und einem Vertreter der Verwaltung. (Beschluss der GVT Glienicke Nr. 425-41/14 vom 01.04.2014, Anlage 6) Der Bürgermeister Glienickes sprach in diesem Zusammenhang von einer „Sternstunde für die Bürgerbeteiligung“ in Glienicke.

 
   

 

  1. Die BIB in der Arbeitsgruppe Straßenbaumkonzept

Nach dem Beschluss der GVT Glienicke/Nordbahn sollte die Arbeitsgruppe (künftig: AG) Straßenbaumkonzept Kriterien und Vorschläge für die Entwicklung, den Erhalt und die Erneuerung des Straßenbaumbestands in Glienicke/Nordbahn erarbeiten. Der Arbeitsgruppe (AG) gehörten als Mitglieder an:

 

Anselm Fitzkow (BiB), Beate Kempe (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/Piraten und Mitglied der BiB), Thomas Kollegger (Fraktion Die Linke u. Mitglied der BiB), Dr. Dieter Lindig (Fraktion GBL), Dr. Theodor Scharnholz (BiB), Dirk Steichele (Fraktion SPD), Gerd Walther (Gemeindeverwaltung), Daniel Warnstädt (Fraktion CDU/FDP).

 

Der Sprecher der BiB hatte nicht nur die Initiative für die Einrichtung der Arbeits­gruppe Straßenbaumkonzept ergriffen sondern auch klare Vorstellungen für die Struktur des zu erarbeitenden Konzepts entwickelt. Er wurde folgerichtig von den AG-Mitgliedern zum Vorsitzenden der Arbeitsgruppe gewählt und erarbeitete per­sönlich Abschnitt für Abschnitt den Entwurf für das Konzepts.

 

Dabei ist zu berücksichtigen, dass mit Ausnahme des Vertreters der Verwaltung keines der Mitglieder der Arbeitsgruppe, auch nicht der Vorsitzende, spezifische Fachkenntnisse zur Thematik Straßenbäume mitbrachte. Vielmehr mussten sie sich das notwendige Wissen und Verständnis dafür in einem Lernprozess aus öffentlich zugänglichen Quellen und der ausführlichen Diskussion in der Arbeitsgruppe aneig­nen. Aus Sicht der AG-Mitglieder war dies kein Nachteil, zumal sich im Verlauf der AG-Arbeit herausstellte, dass die relevanten Einflussfaktoren aus der jeweiligen Ex­pertensicht nicht selten zu konkurrierende Zielsetzungen führen und diese Konkur­renz nur durch Priorisierungsentscheidungen aus übergeordneter, nicht rein fachli­cher Sicht gelöst werden können.

 

In insgesamt 12 AG-Sitzungen im Zeitraum September 2014 bis September 2015 wurde von der AG das Straßenbaumkonzept für Glienicke Schritt für Schritte erar­beitet. Die Bürger/-innen wurden in einer durch die Arbeitsgruppe durchgeführten Umfrage, an der sich 153 Personen beteiligten, in die Erarbeitung einbezogen (An­lage 7). Sie hatten auch die Möglichkeit, die Arbeitsfortschritte auf einer vom AG-Vorsitzenden erstellten Homepage zu verfolgen und sich dazu zu äußern. Die Hoff­nung auf eine Mitwirkung der Bürger-/innen erfüllte sich jedoch nicht. In der AG wurden verschiedene Aspekte des Konzepts teilweise sehr kontrovers diskutiert, aber die Mitglieder haben doch stets zu zweckmäßigen Kompromissen gefunden. Letztendlich wurde das Straßenbaumkonzept für Glienicke/Nordbahn ihnen einver­nehmlich abgeschlossen.

 

Das von der AG erarbeitete Straßenbaumkonzept umfasst eine Analyse des Straßenbaumbestands, die Ermittlung und Diskussion der Faktoren, die in einem kohärenten Straßenbaumkonzepts zu berücksichtigen sind, allgemeine Zielvorstel­lungen für die Entwicklung, den Erhalt und die Erneuerung der Glienicker Straßen­bäume sowie Lösungsoptionen für die künftige Vorgehensweise. Schließlich hat die AG konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet, wie der Glienicker Straßenbaum­bestand entwickelt, erhalten und erneuert werden soll. Das 38 Seiten umfassende Konzept vom September 2015 trägt die Bezeichnung: Glienicker Straßenbäume – Konzept für die Entwicklung, den Erhalt und die Erneuerung des Straßenbaumbe­stands (Anlage 8). Das Straßenbaumkonzept wurde im Dezember 2015 durch den Vorsitzenden der AG dem zuständigen Fachausschuss für Technische Infrastruktur und Gewerbe vorgestellt und im April 2016 von der GVT als Planungs- und Handlungsgrundlage für die Gemeinde Glienicke/Nordbahn beschlossen (Beschluss GVT 233-21/16 vom 24.04.2016, Anlage 9).

 

Die Arbeit der AG war damit jedoch nicht beendet. Vielmehr wurde von der Gemein­deverwaltung und von einigen GVT-Mitgliedern der Wunsch geäußert, dass die AG die Umsetzung des Straßenbaumkonzeptes begleiten solle. Ein entsprechender Beschluss zur Fortführung der Arbeitsgruppe Straßenbaumkonzept wurde von der GVT im April 2016 gefasst (Beschluss 238-21/16 vom 24.04.2016, Anlage 9). Es zeigte sich sehr bald, dass eine Begleitung notwendig war, um die Umsetzung dem Wort und dem Sinn des Straßenbaumkonzepts nach zu gewährleisten und dessen selektive Auslegung durch die Gemeindeverwaltung zu verhindern. Der erste Vor­schlag der Verwaltung zeigte deutlich, dass genau das eine Gefahr war, wie der Vorsitzende der AG in einem Beitrag für den Glienicker Kurier im November 2016 herausstellte (Anlage 10). Erst die Überarbeitung des Vorschlags im Sinne des Konzepts führte zu einem Kompromiss, der auch von der Mehrheit der AG-Mitglie­der getragen, dem Fachausschuss für Technische Infrastruktur und Gewerbe emp­fohlen und von diesem im März 2017 angenommen wurde.

 

Die AG-Straßenbaumkonzept, initiiert und geleitet vom Sprecher und wesentlich ge­tragen von weiteren Mitgliedern der BiB wird auch weiter die Umsetzung des Kon­zepts begleiten. Die Mitglieder verstehen ihre Aufgabe so, dass die Verwaltung Vor­schläge zur Umsetzung erarbeitet und die AG dann dazu Stellung nimmt. Die AG kann Änderungen empfehlen, die dann entweder von der Verwaltung aufgegriffen oder als abweichende Auffassung dem TIG zur Entscheidung vorgelegt werden. Darüber hinaus soll die AG unabhängig von der o.a. konkreten Arbeit das Straßen­baumkonzept aufgrund der praktischen Erfahrungen mindestens einmal jährlich be­werten und ggf. ergänzen.

 

  1. Förderung des Verständnisse der Bürger/-innen für den Baumschut

Die zweite Zielsetzung der BiB, das Verständnis für den Baumschutz in der Bevöl­kerung durch geeignete Projekte zu fördern, wurde zwar von Anfang an ebenso wie die Verhinderung der Umsetzung des „Straßenbaumkonzepts“ angestrebt, konnte aber anfangs mangels Arbeitskapazität nur beiläufig verfolgt werden. Dazu ist anzu­merken, dass natürlich auch die Aktivitäten zur Verhinderung der Umsetzung des „Straßenbaumkonzepts“ zur Bewusstseinsbildung für den Baumschutz in der Bevöl­kerung beigetragen haben. Nachdem dann die Umsetzung des „Straßenbaumkon­zepts“ per GVT-Beschluss im September 2013 vorläufig ausgesetzt worden war, konnte sich die BiB verstärkt auf diese Zielsetzung konzentrieren.

 

Dabei richtete sich die Arbeit der BiB im Jahr 2013 zunächst auf die Teilnahme an den Sitzungen der Fachausschüsse für Technische Infrastruktur und Gewerbe (TIG) und den Ausschuss für Planen, Bauen/Wohnen und Umweltschutz. Mit mehreren Einwohneranfragen wurde das Augenmerk der Sitzungsteilnehmer auf Probleme des Baumschutzes sowohl im öffentlichen Raum, für den der TIG-Ausschuss ver­antwortlich zeichnete, wie auch auf Privatgrundstücken im Zuständigkeitsbereich des Planungsausschusses gelenkt. Die breitere Öffentlichkeit wurde durch regelmä­ßige Artikel im Glienicker Kurier, durch die Presseberichterstattung und den „Tag der Allee“, von denen oben schon die Rede war, angesprochen. Eine weitere Mög­lichkeit, der Bevölkerung das Anliegen der BiB vorzutragen, bot die Einladung zum Gemeindefest der Ev. Kirchengemeinde im September 2013 unter dem Motto „Be­wahrung der Schöpfung in Glienicke“, auf dem die BiB sich mit einem Infostand vor­stellte. Schließlich ging die Homepage der BiB, erstellt und betreut vom Sprecher, online (www.baumschutz-glienicke.jimdo.com). Die Startseite ist als Anlage 11 beigefügt.

 

Im Jahr 2014 realisierte die BiB dann erstmalig eine Agenda, die sich auch für die nachfolgenden Jahre als Muster erwies. Als erstes Vorhaben bot sich der jährliche „Tag des Baumes“ am 25. April an. Dazu erbot sich die BiB, einen Apfelbaum in der kommunalen Kita Buratino zu pflanzen und die Pflanzung mit den Erzieherinnen und Kindern in einer Projektwoche vorzubereiten. Das Vorhaben, von der Gemein­deverwaltung unterstützt und finanziert, wurde ein voller Erfolg. Die BiB trug materi­ell durch die Spende von 10 Gießkännchen für die Kita zum Gelingen bei. Im Mai beteiligten sich mehrere BiB-Mitglieder an einer dendrologischen Wanderung in Schönfließ, die als beispielhaft auch für das BiB-Programm Glienicke angesehen wurde. Auf dem Glienicker Herbst- und Weinfest im September richtete die BiB einen gut besuchten Infostand ein. Selbstverständlich wurde über all diese Aktivitä­ten in Bild und Text auf der BiB-Homepage, im Glienicker Kurier und teilweise in der Lokalpresse berichtet.

 

In den Jahren 2015 und 2016 wurde diese Agenda mit kleineren Änderungen und Ergänzungen erneut realisiert. Am „Tag des Baumes“ wurde 2015 in der Kita Mischka ein Apfelbaum gepflanzt, diesmal teilfinanziert von der BiB. 2016 wurde stattdessen im Mai ein Straßenbaum aus Anlass des 80sten Geburtstags des BiB-Mitglieds und Dorfchronisten Joachim Kullmann in der Nähe seiner Wohnung gepflanzt und durch die BiB voll finanziert. Im Mai 2015 wurde eine mit rund 50 Teilnehmern sehr erfolgreiche dendrologische Wanderung rund um den Kindelsee organisiert, die im Mai 2016 mit etwas weniger Teilnehmern im Gebiet um Eichwerder wiederholt wurde. Erstmalig wurde 2016 von BiB-Mitgliedern eine Wald-Exkursion mit einer 3. Klasse der Glienicker Grundschule im Kindelwald ausgerichtet. Vorausgegangen war dem eine Führung der Kinder durch die Wanderausstellung „Baum trifft Mensch“, die die BiB schon am Infostand auf dem Herbst- und Weinfest 2015 gezeigt hatte.

 

Im laufenden Jahr 2017 wurde der „Tag des Baumes“ am 25.04. mit der Pflanzung von zwei Straßenbäumen in der Rosa-Luxemburg- und der Jungbornstraße be­gangen. Die Pflanzung wird auch als Test für die Entwicklung von Jungbäumen in Straßen mit altem Baumbestand und starkem Pilzbefall im Boden angesehen. Die Finanzierung wurde wieder voll von der BiB übernommen. In Fortsetzung der guten Erfahrungen bei der Arbeit mit Kindern, durch die indirekt auch die sonst nur schwer erreichbaren jungen Eltern angesprochen werden, wurde Anfang Mai 2017 ein Pro­jekt mit einer 1. Klasse der Glienicker Grundschule realisiert. Mit den Kindern wur­den Nistkästen gebaut und an geeigneten Bäumen auf dem Friedhof gegenüber der Schule aufgehängt. Eine Kopie der Darstellung diese beiden Projekte auf der BiB-Homepage ist exemplarisch als Anlage 12 beigefügt. Für September 2017 ist wie­der eine Info-Stand auf dem Glienicker Herbstfest geplant.

 

Für die kommenden Jahre sind ähnliche Agenden zur Förderung des Verständnis­ses der Bevölkerung für den Baumschutz vorgesehen. Darüber hinaus gewinnt die Beteiligung von BiB-Mitgliedern an Naturschutz-Projekten anderer Institutionen und Initiativen an Bedeutung. So haben sich im November 2016 BiB-Mitglieder an einer Aktion des Naturschutzfonds Brandenburg zur Entfernung von die Weiden, die die Eichwerder Moorwiesen überwuchern, unter dem Slogan „Mehr Licht fürs Moor“ ak­tiv beteiligt. Im Juni 2016 hat die BiB eine eigene Aktion zur Beseitigung von Neo­phyten (Jap. Staudenknöterich, Indisches Springkraut) durchgeführt. Erst jüngst, Anfang Mai 2017, haben die BiB-Mitglieder Anselm Fitzkow und Joachim Kullmann verhindert, dass bei der Sanierung des Dorfteichs das Leben eines Teichrallenpär­chens2 mit einer Anzahl Jungen aus Gedankenlosigkeit seitens der Gemeindever­waltung und der ausführenden Firma gefährdet wurde.

 

Die personellen und finanziellen Ressourcen der BiB sind naturgemäß begrenzt. Die BiB ist aber in der glücklichen Lage, auf einige sehr aktive Mitglieder zählen zu können. Die erforderlichen finanziellen Mittel werden durch großzügige Mitglieder-Spenden aufgebracht. Zudem haben sich in den Jahren seit der Gründung entsprechend den besonderen Fähigkeiten der Mitglieder bestimmte Aktionsgebiete herausgeschält, die diese mit großem Einsatz eigenverantwortlich wahrnehmen. Dies sind vor allem:

 

Barbara Rudnik, die die diversen Vorhaben mit Kitas und Schulen plant und koordiniert,

Anselm Fitzkow, der ebenfalls Projekte mit Kindern betreut, die dendrologi­schen Wanderungen organisiert und sich besonders dem Naturschutz widmet,

Beate Kempe, die den Tag des Baumes und den Infostands auf dem Herbstfest ausrichtet,

Jörn Neumann, der als Tischler alle Projekte mit seinem handwerklichem Können unterstützt, .

Karin und Lothar Kettmann: die die Fotodokumentation der Aktivitäten vornehmen.

 

Alle übrigen im Abschnitt 3. genannten Aktiven der BiB unterstützen die Realisierung der Vorhaben nach Fähigkeiten, Bedarf und Kräften.

 

Beiläufig sei erwähnt, dass die BiB-Mitglieder ihren beispielhaften Zusammenhalt nicht nur durch gemeinsame Ziele und Arbeit erreichen. Dazu tragen auch regelmä­ßige interne Feiern bei besonderen Anlässen und baum- und heimatkundliche Ex­kursionen entscheidend bei.

 

 

 

  1. Resümee und Ausblick die zukünftige Arbeit der BIB

 

Die Bürgerinitiative Baumschutz Glienicke, 2013 gegründet weil sich zahlreiche Glienicker Bürger-/innen darüber empörten, dass die Gemeindevertretung be­schlossen hatte, alten Baumbestand an mehreren Alleestraßen ohne Not durch jun­ge Bäume ersetzen wollte, hat sich in den vier Jahren ihres Bestehens zu einer im Gemeindeleben fest etablierten und von der GVT, der Gemeindeverwaltung und der Bevölkerung als Ansprechpartner gleichermaßen anerkannten Institution entwickelt. Sie hat sich durch ihre konstruktive Arbeit zur Erstellung eines kohärenten Straßenbaumkonzepts für die Gemeinde und durch ihren Einsatz für den Bewahrung und die Stärkung von deren grüner Identität auch in der Bevölkerung verdient gemacht.

 

Die BiB ist entschlossen, ihre bisherige Arbeit im Rahmen der AG-Straßenbaum­konzept und bei der kritisch-konstruktiven Begleitung der Baumschutzmaßnahmen der Gemeindeverwaltung insgesamt weiterzuführen. Auch die zur Bewusstseinsbil­dung bei den Bürger-/innen in der in den vergangenen Jahren etablierten Agenda will sie fortsetzen. Darüber hinaus will sie ihren bisherigen Einsatz zur Förderung privater Baumpflanzungen in Kooperation mit der diesbezüglichen Initiative des Pla­nungsausschusses, für den sie schon vor Jahresfrist Vorschläge vorgelegt hat noch verstärken. Außerdem beabsichtigt die BiB ihr Engagement für den Naturschutz insbesondere in den Landschaftsschutzgebieten auf dem Gebiet der Gemeinde Eichwerder Moorwiesen und Kindelwald in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzfonds Brandenburg und des Naturparks Barnim sowie der Bezirksgruppe Reinickendorf des NABU auszubauen.

 

 

1Zur Unterscheidung von dem im September 2015 vorgelegten Straßenbaumkonzept (offizielle Bezeichnung: Glieni­cker Straßenbäume – Konzept für die Entwicklung, den Erhalt und die Erneuerung des Straßenbaumbestands) wird das „Straßenbaumkonzept“ vom Oktober 2011 auch weiter nur in Anführungszeichen genannt.

 

2Die Teichralle ist in Vorwarnstufe der Roten Liste gefährdeter Arten aufgeführt.

 

 

    Bürgerintiative       Baumschutz (BIB)